Symposium ehrt 200. Geburtstag des Komponisten Carl Reinecke mit Festveranstaltung

Carl Reinecke war eine wichtige Figur in der Leipziger Musikszene. Er leitete 35 Jahre lang das renommierte Gewandhausorchester und lehrte noch länger am Leipziger Konservatorium. Reinecke arbeitete auch bei Breitkopf & Härtel, dem ältesten und größten Musikverlag der Stadt. Er war ein vielbeschäftigter Komponist. Viele seiner Werke wurden veröffentlicht und sowohl lokal als auch weltweit aufgeführt.

Erkundung von Reineckes musikalischem Erbe

Zu Reineckes Zeiten war Leipzig ein weltweit bedeutendes Musikzentrum. Das Gewandhausorchester setzte einen hohen Standard für das öffentliche Konzertleben, während das Leipziger Konservatorium, das 1843 von Felix Mendelssohn Bartholdy gegründet wurde, viele internationale Studenten anlockte. Darüber hinaus spielte Leipzig eine Schlüsselrolle in der deutschen Musikverlagswelt, was Reineckes Einfluss noch weiter verstärkte.

Obwohl Reinecke eine wichtige Figur war, wurde er oft für seine traditionellen musikalischen Ansichten kritisiert. Kritiker, die modernere Ansätze in der Musikgeschichte bevorzugten, schrieben ihn manchmal als Bewahrer der alten klassisch-romantischen Praktiken ab. Diese Sichtweise verkennt jedoch das komplexe Geflecht persönlicher und institutioneller Verbindungen, das Leipzig zu einer wichtigen Musikstadt machte und das sich in Reineckes Karriere deutlich zeigt.

Seit 2023 erforschen Wissenschaftler der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy und der Universität Leipzig dank eines DFG-Stipendiums das umfangreiche Werk Carl Reineckes. Dieses Projekt soll neue Einblicke in die musikalischen Kreise Leipzigs gewähren und mehr Klarheit über Reineckes vielfältige Beiträge schaffen.

Das Symposium begann mit einem Blick auf Carl Reineckes Verbindungen zum Gewandhausorchester. Stefan Keym aus Leipzig erörterte, ob Reinecke ein Innovator oder nur ein Teil der Leipziger Musikszene war. Als nächstes untersuchte Claudius Böhm die Rolle Reineckes bei der Gründung des zweiten Gewandhauses. Linus Hartmann-Enke gab dann einen Überblick über das Repertoire des Orchesters während Reineckes Ära und konzentrierte sich dabei auf die Balance zwischen berühmten Stücken und neuen Musiktrends.

Als Nächstes wurde Carl Reineckes Beitrag zum Leipziger Konservatorium in den Mittelpunkt gerückt. Johanna Schuler aus Leipzig erzählte von Reineckes langer Lehrtätigkeit am Konservatorium. Außerdem sprach Christoph Hust über die Musiktheorie am Leipziger Konservatorium um 1900 und erläuterte das wissenschaftliche Umfeld, in dem Reinecke arbeitete.

In der dritten Sektion lag der Schwerpunkt auf Reineckes Umgang mit Verlegern und anderen Musikern. Niklas Schächner beleuchtete seine bemerkenswerte Verbindung mit dem Musikverlag Breitkopf & Härtel und unterstrich seine angesehene Stellung als Autor. Peter Schmitz aus Münster untersuchte Reineckes Briefe an andere Künstler und gab Einblicke in den kooperativen Charakter seines Arbeitslebens.

Der letzte Teil des Symposiums konzentrierte sich auf Reineckes Rolle als Komponist. Henrik Wiese aus München untersuchte Reineckes „Ballade, Op. 288“ und wies auf ihre besonderen Merkmale hin. Thomas Schipperges aus Tübingen sprach über „Sechs Fabeln von La Fontaine und Florian, op. 277“ und hob dabei die verschiedenen Themen in Reineckes Musik hervor. Ann-Katrin Zimmermann aus Leipzig sprach über Reineckes Oktett und Sextett für Blasinstrumente, wobei sie den Einfluss französischer und italienischer Stile auf die Harmonik und Struktur hervorhob.

Das Symposium endete mit einer wunderschönen Aufführung von Reineckes Ballade op. 288 für Flöte und Orchester, allerdings in der ursprünglichen Fassung für Klavier. Henrik Wiese spielte die Flöte und Bernhard Kastner spielte das Klavier und erweckte Reineckes Musik zum Leben.